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von Karin Maria Koschier
Um im Katastrophenfall ohne Zeitverzögerung handeln zu können, sollten grundsätzliche logistische Entscheidungen bereits vor einem möglichen Ernstfall getroffen werden. Welche Räumlichkeiten sind für den Katastrophenstab und für die Unterstützungseinheiten bereitzuhalten? Wie kann die Versorgung der Rettungsteams mit Nahrungsmitteln und Getränken sichergestellt werden? Welches technisches Equipment ist erforderlich?
Die nachfolgenden Zahlen wurden im Rahmen der Katastrophenbewältigung des Brandes der Gletscherbahn von Kaprun erhoben. Sie sollen die Dimensionen der logistischen Herausforderungen in einem Katastrophenfall verdeutlichen: Insgesamt waren 1.500 Helfer in Kaprun im Einsatz. Davon kamen 575 von der Feuerwehr, 346 vom Roten Kreuz, 270 von der Exekutive, 150 vom Bundesheer und 80 von Gemeinden und Gletscherbahnen in und um Kaprun. Hinzukamen ferner 45 Psychologen, 35 Notärzte und 750 Journalisten.
Bei den nötigen Räume für das Katastrophenmanagement wird im Regelfall auf die vorhandenen Räume im Umfeld des betroffenen Unternehmens bzw. der Gemeinde zurückgegriffen. Die ausgewählten Räume müssen einer Reihe von Kriterien genügen - beispielsweise hinsichtlich Zutrittskontrolle, Nachrichtenversorgung und Catering der Mitarbeiter. Eine Checkliste mit der relevanten technischen Ausrüstung dieser Räume bietet eine zusätzliche Unterstützung.
Analysen, die nach durchlebten Katastrophenfällen in Österreich erstellt wurden - beispielsweise zur Massenpanik am Bergisel, zum Brand im Tauerntunnel, zum Lawinenunglück in Galtür oder zum Brand der Gletscherbahn von Kaprun - zeigen den folgenden, grundsätzlichen Raumbedarf für das Katastrophenmanagement auf:
Im Katastrophenfall muss auch an die Verpflegung der Katastrophenmanager, Rettungsteams, Angehörigen und Medienvertreter gedacht werden. Zum Teil kann hier auf bestehende Betriebskantinen oder andere Räumlichkeiten mit Versorgungseinrichtungen (Berghütten, Talstationen, Hotels etc.) zurückgegriffen werden. Nach dem Brand der Gletscherbahn von Kaprun wurde im Bereich des Alpincenters die Zelte, die bereits für ein geplantes Snowboard-Event aufgestellt waren, von den Rettungskräften in Versorgungsstationen für Verletzte und Einsatzkräfte umfunktioniert.
Für die Kraftfahrzeuge der Rettungsorganisationen, des Bundesheeres, der Exekutive und sonstiger Hilfsorganisationen müssen im Katastrophenfall befahrbare Transportwege bereitgehalten werden. Dabei sollte zwischen zwei "Bewegungslinien" unterschieden werden: Der "Abschubachse" für den Abtransport von Verletzten und Gerät sowie der "Nachschubachse" für die Zuführung von Einsatzkräften, Bergematerial und Gerätschaften. Bei katastrophenmedizinischen Großunfällen sind außerdem wenigstens zwei Hubschrauberlandeplätze zu erkunden und freizuhalten. Auch die Einweisung von landenden Hubschraubern muss sichergestellt werden.
Im Katastrophenfall muss technisches Equipment für alle Formen der Daten- und Sprachkommunikation bereitstehen. Um für mögliche Überlastungen und Ausfälle gewappnet zu sein, sollte durch gesicherte "Zweitwege" oder alternative Netze zusätzliche Ausfallsicherheit geschaffen werden. Bei der Lawinenkatastrophe in Galtür haben Amateurfunker die zusammengebrochenen Mobilfunknetze ersetzt und Informationen zur Bergung der Menschen übermittelt. Auch über die Funkkanäle der örtlichen Feuerwehr und Alpingendarmerie konnte der Kontakt zur Außenwelt aufrecht erhalten werden.
Karin Maria Koschier |
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Erstveröffentlichung im Krisennavigator (ISSN 1619-2389):
7. Jahrgang (2004), Ausgabe 3 (März)
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Letzte Aktualisierung: Dienstag, 15. Oktober 2024
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